SRF im Um- und Abbau: Viel zu viel und viel zu schnell
200 Mitarbeitende vom Abbau betroffen
Noch nie hat SRF einen solch grossen Stellenabbau vorgenommen und noch nie ist ein Umbau so rasant vorangetrieben worden wie im kommenden Jahr geplant. SRF kündigt an: 211 Vollzeitstellen werden abgebaut und 95 neue geschaffen. Ein Teil des Abbaus wird über natürliche Fluktuation und ordentliche Pensionierungen erfolgen, der weitaus grössere Teil aber über Entlassungen und vorzeitige Pensionierungen. Weil bei SRF im Schnitt Angestellte zu 75 Prozent arbeiten, sind davon also fast 200 Personen betroffen. Kurzgesagt: Rund 46 Mitarbeitende sollen frühpensioniert und rund 150 Mitarbeitende entlassen werden, allesamt im 2021.
«Das ist zu viel und zu schnell.» sagt Silke Treusch, Gewerkschaftssekretärin des Schweizer Syndikates Medienschaffender SSM, des Sozialpartners der SRG. «Es darf nicht auf Kosten der Kolleginnen und Kollegen gespart werden, der Arbeitsdruck ist jetzt schon enorm, mit weniger Personal verschärft sich dies weiter.», meint Treusch weiter. Zwar begrüsst das SSM die Pläne, rund hundert Mitarbeitende umzuschulen statt zu entlassen. Entscheidend wird dabei jedoch sein, wer Anrecht auf Umschulung hat und wer nicht. Damit das nicht willkürlich erfolgt, braucht es eine Instanz, bei der Mitarbeitende negative Entscheide anfechten können.
Versprechen von Gilles Marchand einhalten
SRG-Direktor Gilles Marchand erklärte letzte Woche, dass der Abbau so verantwortungsvoll und sozialverträglich wie möglich gestaltet wird. Die SRG-Geschäftsleitung habe entschieden, zusätzlich Ressourcen für das Jahr 2021 bereitzustellen. Diese würden dazu dienen, freiwillige Pensionierungen finanziell mitzutragen und Mitarbeitende, die entlassen werden, länger zu beschäftigen. Bei SRF ist der Ab- und Umbau von allen Unternehmenseinheiten weitaus am grössten. Das SSM erwartet deshalb, dass SRF sich an das Versprechen von Gilles Marchand hält.
Das Personal ernst nehmen
Das SSM fordert SRF zudem dazu auf das SSM und das Personal über die Abbaupläne transparent und detailliert zu informieren und die Massnahmen, die im bevorstehenden Konsultationsverfahren vom Personal vorgeschlagen werden, ernst zu nehmen. Sonst verkommt die Mitwirkung zur Alibiübung. «Die Geschäftsleitung SRF wird gefordert sein, die Vorschläge des Personals nicht nur ernsthaft zu prüfen, sondern effektive und wirksame Massnahmen zur Vermeidung von Kündigungen und zur Milderung der Auswirkungen für betroffene Personen zu ergreifen», so Elena Obreschkow, Gewerkschaftssekretärin des SSM.
Das SSM erwartet, dass die Personalmassnahmen auf der Basis eines ausgebauten Sozialplans umgesetzt werden: Grosszügige Massnahmen im Zusammenhang mit Änderungskündigungen und Umschulungen. Zudem bietet der Sozialplan einen echten Anreiz für freiwillige Austritte. Vorzeitige Pensionierungen sind freiwillig und es ist darauf zu achten, dass den Betroffenen keine unzumutbaren Nachteile entstehen.
Seit 2018 findet bei SRF ein schleichender Stellenabbau statt. Die Arbeitsbelastung der Mitarbeitenden ist massiv gestiegen. Die Gefahr besteht, dass beim digitalen Umbau «SRF 2024» mit seiner Vielzahl von neuen Formaten die Qualität sinken wird.
Für weitere Auskünfte:
Jérôme Hayoz, Zentralsekretär SSM, Tel: 079 344 25 89