Inakzeptable Umsetzung des Sparprogramms
Das SSM begrüsst den Entscheid der SRF-Direktion, den weiteren Stellenabbau, der parallel zu Transformation und Reorganisation vorgenommen wird, in mehreren Etappen und grösstenteils zu einem späteren Zeitpunkt zu realisieren.
Klar ist für uns jedoch: Kündigungen müssen vermieden werden. Weiterbildungen und Umschulungen, um bestehendes Personal weiterhin einsetzen zu können, sind das effektivste Mittel dafür. Und schliesslich muss der Sozialplan, wenn Massnahmen sich nicht anders realisieren lassen, für alle Betroffenen – namentlich auch für das Personal der Produktion – zur Anwendung kommen.
Jede Stelle, die wegfällt, erhöht zudem den ohnehin bereits bestehenden Druck auf das verbleibende Personal: Sparen durch Leistungssteigerung ist nicht unbegrenzt möglich. Die gepriesene Sorgfalt bedeutet auch, das bestehende Personal vor Überlastung und Stress zu schützen.
Kündigungen, Beschäftigungsgradreduktionen und unfreiwillige Pensionierungen vermeiden
Dieser Aufschub vermag zwar die aktuelle Unsicherheit des Personals mit Bezug auf den Erhalt ihrer Arbeitsplätze nicht mindern. Ein grösserer Teil des Abbaus muss sodann über natürliche Fluktuation und ordentliche oder freiwillige Pensionierungen vollzogen werden. Die bereits realisierten Personalmassnahmen im Rahmen von «SRF 2024» und mit den Redaktionen des Radiostudios Bern haben deutlich gezeigt, dass vorzeitige Pensionierungen und umfangreiche Pensenreduktionen nach Sozialplan einer Kündigung gleichkommen.
Nach Ansicht des SSM müssen deshalb Kündigungen, existenzgefährdende Reduktionen des Beschäftigungsgrads und unfreiwillige, vorzeitige Pensionierungen, vermieden werden.
Personalanliegen ernst nehmen
Der Aufschub trägt den Anliegen des Personals Rechnung: Bereits die Konsultation zu «SRF 2024», welche im Herbst 2020 durchgeführt wurde, hatte aufgezeigt, dass eine Mehrheit sich für eine Verlangsamung und einen Aufschub des Abbaus ausspricht. Zusätzlich eröffnet er die Möglichkeit, andere Lösungen zu finden und den verschiedenen Teams mehr Mitsprache zu ermöglichen. Diese Chance muss erkannt und von den Führungskräften entsprechend genutzt werden. Dieser direkte Einbezug der verschiedenen Organisationseinheiten entspricht ebenfalls einer Forderung aus der Konsultation.
Umfassende Anwendung des Sozialplans
Mit Blick auf den geplanten Abbau in der Produktion gewinnt eine weitere Massnahme aus der Konsultation an Bedeutung: Die Reduktion der Stellen in diesem Bereich muss über den Sozialplan realisiert werden. Es ist inakzeptabel, dass die alljährliche Verteilung der Stellenprozente zum Auffangen der Schwankungen im Jahresprogramm – die sogenannte «Oktoberaktion» - dafür genutzt wird, eine Reorganisation zu vollziehen und den Sozialplan zu umgehen. Die Pensenreduktionen in den sogenannten GAV variabel sind nicht zu diesem Zweck vereinbart worden. Das Vornehmen des Abbaus darüber kommt einer Verletzung des GAV gleich.
Weiterbildung vor Kündigung
17 Millionen Einsparungen, Investitionen zur Umlagerung und weiterer Stellenabbau: Natürlich stellt sich SRF gerade grossen Herausforderungen und klar erfordert eine Transformation eine Veränderung. Dass der Gestaltungsspielraum der Abteilungen erhalten bleibt und mehr Zeit zur Verfügung stehen soll, ist dabei wichtig. Trotz der Herausforderungen bleibt es indes ein wichtiger Auftrag, Kündigungen zu vermeiden: Dass nach wie vor die Hälfte des ausstehenden Abbaus über solche Massnahmen realisiert werden soll, ist skandalös. Umschulungen und interne Weiterentwicklungen, die problemlos über die kommenden Monate und Jahre hätten ermöglicht werden können, scheinen plötzlich keine Rolle mehr zu spielen. Das Versprechen, Gelder für Aus- und Weiterbildung zur Verfügung zu stellen, verkommt immer Mehr zur Makulatur. Das SSM fordert, dass sämtlichen betroffenen Mitarbeitenden ernsthafte Angebote bezüglich Weiterentwicklung und Ausbildung gemacht werden. Das Credo, Mitarbeitende auf den Weg mitzunehmen, scheint ob der Reorganisationseuphorie vergessen worden zu sein.
Verlängerung der SRG-Begleitmassnahmen
SRF ist in der Verantwortung, auf Ebene SRG dafür einzustehen, dass die Begleitmassnahmen, welche den vorgegebenen Stellenabbau zusätzlich zum Sozialplan abfedern sollen, verlängert werden. Allen Mitarbeitenden müssen dieselben Bedingungen gewährt werden, unabhängig davon, wann die ausstehenden Personalmassnahmen realisiert werden. Die Befristung bis Ende 2021 respektive bereits Juli 2021 für das Incentive-Programm zur vorzeitigen Pensionierung, macht keinen Sinn, da die Reorganisationen der Unternehmenseinheiten – so auch bei SRF – sich über die kommenden Jahre erstrecken.
Es bleibt die Erwartung, dass ein qualitativ hochstehendes Programm inhaltlich und technisch möglich ist. Diesen Kernauftrag muss SRF wahrnehmen – unabhängig davon, welche modernen Organisationsformen und neuen Kräfteverhältnisse angestrebt werden.
Der Aufschub verschafft zwar Zeit, die Herausforderungen für das Personal werden indes nicht gemindert. Das SSM wird die nächsten Etappen weiterhin kritisch beobachten, den Sozialplan für alle einfordern, die im Rahmen der Sparrunde und Reorganisation gekündigt oder frühpensioniert werden oder deren Beschäftigungsgrad reduziert wird und den Kampf um jeden Arbeitsplatz führen.