Als 2020 die Belästigungsfälle beim Westschweizer Radio und Fernsehen RTS publik wurden, war das Echo in der Medienbranche gross und viele Medienschaffende haben von Übergriffen und Sexismus berichtet. Die anschliessende Untersuchung hat gezeigt, dass nebst den eigentlichen Übergriffen die Probleme auch beim Arbeitsklima sowie der Führungs- und Unternehmenskultur lagen. Das Thema Machtmissbrauch ist zentral: Belästigungen passierten in den allermeisten Fällen von Vorgesetzten gegenüber unterstellten Mitarbeiter:innen. Eine SRG-Mitarbeiterin formuliert ihren Wunsch nach Veränderung folgendermassen: «Ein gesundes Arbeitsumfeld ohne Dominanz, insbesondere männliche Dominanz, in dem auch Frauen respektiert und angehört werden. Und in dem eine Frau nicht mehr leisten muss als ihre männlichen Kollegen, um anerkannt zu werden.»
Als Mediengewerkschaft setzen wir uns dafür ein, dass Fälle von Sexismus, Belästigung und Mobbing aufgearbeitet werden und entsprechende Dispositive zur Meldung von Vorfällen eingesetzt werden. Als Sozialpartnerin hat das SSM mit der SRG nach diesen Vorfällen ein Reglement zum Schutz der persönlichen Integrität ausgehandelt. Ebenso wurden weitere Massnahmen umgesetzt, wie beispielsweise die Einsetzung externer Vertrauenspersonen. Um die Unternehmenskultur zu ändern, bleibt allerdings noch viel zu tun.
Was Anuschka Roshani gemacht hat, braucht Mut. Wir unterstützen alle Medienschaffenden, die von Sexismus und Belästigung betroffen sind. Und wir unterstützen alle, die an die Öffentlichkeit gehen und damit die notwendigen Veränderungen anstossen. Auch männliche Arbeitskollegen können sich solidarisch zeigen. Falls ihr selber von Sexismus oder Belästigung betroffen seid oder etwas zur Veränderung der Unternehmenskultur beitragen wollt, meldet euch bei: info@ssm-site.ch. It’s 2023 – längst Zeit für ein respektvolles Arbeitsumfeld, frei von Sexismus, Diskriminierung und Belästigung. Wir bleiben dran.