Die vielen Übergriffe bei RTS, welche das Rechercheteam von «Le Temps» aufdecken, ereigneten sich teilweise bereits vor fast zwanzig Jahren. Offenbar wurde den Fällen, die von Betroffenen gemeldet wurden, nie oder nur ungenügend nachgegangen. Konsequenzen mussten die Verursacher von sexuellen Übergriffen keine befürchten. So meldeten sich nicht alle Betroffenen bei den Vorgesetzten. Aus Angst vor einer Entlassung schwiegen einige Betroffene lieber, andere wiederum meldeten sich nicht, weil sie feststellten, dass eh nichts unternommen wurde oder übergriffige Vorgesetzte gar befördert wurden.
Professionelle und vor allem unabhängige Anlaufstelle
Das SSM fordert seit Jahren einen SRG-weiten Schutz für Opfer von sexuellen Übergriffen und Mobbing. Die aktuellen Instrumente sind ungenügend. Das SSM fordert daher eine professionelle und unabhängige Anlaufstelle, die das Vertrauen der Mitarbeitenden geniesst und an welche sich Betroffene oder auch das SSM im Einzelfall direkt wenden können. Das SSM fordert weiter, dass es als Sozialpartner in die Ausgestaltung der Prozesse und Zusammenarbeit mit der externen Anlaufstelle involviert wird. Das Thema Schutz der Mitarbeitenden vor sexueller Beläsitung und Mobbing hat das SSM auch bei den aktuell laufenden Verhandlungen mit der SRG für einen neuen Gesamtarbeitsvertrag eingebracht. Die Enthüllungen der Zeitung «Le Temps» von Samstag unterstreichen die Wichtigkeit dieser Forderung. Der Arbeitgeber ist hier in der Pflicht. Der Schutz vor sexueller Belästigung und Mobbing von Arbeitnehmenden hat absolute Priorität. Die schockierenden Enthüllungen zeigen: Jetzt ist der Moment zu handeln. Es braucht einerseits eine lückenlose Aufklärung der Vorkommnisse und greifende Massnahmen damit Übergriffe nicht wieder vorkommen.