Ein Kommentar
Das Personal wird abgebaut um Geld zu sparen, und die SRG-Chefetage erhält ihre jährlichen Boni wie gewohnt. Das ist skandalös. Das SSM kritisiert dieses System innerhalb der SRG seit geraumer Zeit und ist klar der Meinung, dass dieses in Service-Public-Betrieben nichts verloren hat. Ein System, welches aus der Privatwirtschaft stammt und dort seit Jahren zu grotesken und nicht wirklich nachvollziehbaren Situationen führt.
Bonus dank Sparprogrammen
Nötig sind vielmehr transparente und nachvollziehbare Lohnsysteme, welche jegliche Art von Miss- und Günstlingswirtschaft so gut wie möglich unterbinden. Denn erstens ist der Umgang mit öffentlichen Geldern immer heikel, und zweitens wird dieser berechtigterweise von der Öffentlichkeit mit Argusaugen beobachtet. Der SRG-Führungsspitze scheint dies egal zu sein. Im Gegenteil, im Stile einer Grossbank verteidigt sie ihre Boni mit den erreichten Sparprogrammen.
Mit Verlaub, sehr geehrte Herren Marchand und Cina, den Bonus hätte das Personal verdient, das Personal, welches trotz wachsendem Unverständnis weiterhin tagtäglich unter immer schwierigeren Bedingungen seinen Job erledigt, aber nicht die Teppichetage, welche ihre Ziele auf Papier schreibt und dann einfach durchsetzt. Und nun das! Die SRG-Führung rechtfertigt Ihren üppigen Bonus mit den durchgepeitschten Sparprogrammen, da können wir nur noch den Kopf schütteln. Denn eine Unternehmung zu führen ist schlichtweg ihr Job, dafür bekommen Sie Ihren Lohn, aber sicherlich keine zusätzlichen Boni.
Verlorenes Terrain
Eigentlich wäre es an der Zeit aufzuwachen. Die Zeiten der politischen Harmonie und breiten Unterstützung der SRG sind schon lange vorbei. Politisch schwimmen der SRG die Felle davon und alle scheinen dies zu begreifen, ausser die SRG-Führungsetage selber. Es begann just am Tag der schmetternden Niederlage der No-Billag-Initiative am 14. März 2018. Die SRG verspielte mit dem angekündigten Sparprogramm noch am 14. März ihren Kredit beim Grossteil des Personals selber, gegenüber der Öffentlichkeit tat die SRG-Führung das Nötige in der Zeit danach.
Zuletzt hat der SRG-Verwaltungsrat, trotz einer durch massive Belästigungsvorwürfe und lange tolerierten dysfunktionalen Unternehmungskultur verursachten Krise beschlossen, an den Hauptverantwortlichen festzuhalten und ein paar Wochen später auch noch denselben Personen die schon länger umstrittenen Boni zu entrichten.
Demokratisieren Sie den Betrieb!
Es brodelt überall, in der Politik, die bislang bekennendsten UnterstützerInnen sind mittlerweile zu KritikerInnen geworden, ein Grossteil des Personals ist zermürbt und frustriert, weil es für alle Entscheidungen die Konsequenzen zu tragen hat. Sogar die zuständige Bundesrätin findet zum zweiten Mal innerhalb Monatsfrist klare Worte, und verkündet unmissverständlich, dass sie den Kurs der SRG-Führung nicht mehr nachvollziehen kann. Dieselbe Bundesrätin wandte sich vor gut einem Jahr mit der Botschaft an die Schweizer Bevölkerung: «Nun muss ein Ruck durch unser Land», weil es aufgrund von Corona fünf nach zwölf war. Eigentlich ist ein direkter Vergleich mit der Bundesrätin und der damaligen Situation nicht angebracht, dennoch erlauben wir uns zu sagen, «es muss endlich ein Ruck durch die Teppichetage der SRG», denn es ist fünf nach zwölf.
- Schaffen Sie diese unsäglichen und illegitimen Boni ab. Service-Public braucht kein Manager-Getue, sondern medienaffine, strategisch und politisch denkende Persönlichkeiten, die in erster Linie ihren Service-Public-Auftrag erfüllen.
- Mit Interesse nimmt das SSM zur Kenntnis, dass die SRG offen ist über das Entschädigungssystem zu diskutieren. Der Vorschlag des SSM dazu liegt schon länger auf dem Tisch. Unterstellen Sie die Kader dem GAV SRG und führen Sie für das gesamte Personal ein klares und transparentes Lohnsystem ein, welches eine nachvollziehbare Lohnkarriere ermöglicht.
- Führen Sie eine echte Mitwirkung ein, damit das Personal mitreden kann und nicht in Alibi-Konsultationen die Frustration von Mal zu Mal grösser wird.
- Führen Sie für die Kaderrekrutierung einen transparenten und breiten Prozess ein, in welchem das Personal mitbestimmen kann.
Kurz gesagt, demokratisieren Sie den Betrieb, um diesen wieder in den Griff zu bekommen, und zwar ohne Riesenshows und weniger Gerede, sondern mit klaren und spürbaren Taten.
Jérôme Hayoz
Zentralsekretariat SSM